Das Erzgebirge bietet seinen Besuchern bekanntermaßen unberührte Natur, wunderschöne Landschaften, interessante historische Städte und malerische Dörfer. Wintersportfans und Gäste der Heilbäder kommen hier auf ihre Kosten – das Erzgebirge bietet jedoch noch viel mehr. Es sind gerade die Erze, die das Erzgebirge weltweit einzigartig machen. Diese Landschaft mit vielfältigen Bodenschätzen und einzigartigen technischen Denkmälern schaut im Bergbau- und Hüttenwesen auf eine Tradition, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Gerade deswegen wurden die Bergbaudenkmäler im sächsischen und tschechischen Erzgebirge in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Bewohner der gesamten erzgebirgischen Region, die durch eine hundertjährige Tradition des Zusammenlebens beiderseits der Grenze geprägt wurde, warteten mehr als zwanzig Jahre auf diesen Moment. Seit der Aufnahme in die UNESCO-Liste genießt die Region großes Ansehen.

Der Charakter der Bergbaulandschaft hat sich vom 12. bis zum 20. Jahrhundert kontinuierlich weiterentwickelt. Die Landschaft erstreckt sich grenzüberschreitend auf der tschechischen und deutschen Seite und ist geprägt von Bergbaustädten und einer Vielzahl von erhaltenen Bergbaudenkmälern. Zum sichtbaren Bergbau-Erbe im Erzgebirge gehören die Zinnseifen, Halden oder verschiedenen Wasserbauwerke (Gräben, Bergbauteiche oder unterirdische Kanäle). Auch Steinwälle stehen in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung der Bergbaulandschaft. Erhalten geblieben sind auch ober- und untertägige Bergbauanlagen oder Hütten, die alle den Beitrag des Erzgebirges zu Bergbautechnologien und -wissenschaft belegen.

Die erzgebirgische Montagregion auf tschechischer Seite umfasst fünf Orte – die Bergbaulandschaft Jáchymov, die Bergbaulandschaft Abertamy – Boží Dar – Horní Blatná, die Bergbaulandschaft Krupka, den Kupferberg (Mědník) und den Roten Turm des Todes bei Ostrov. Die Region ist als technologisches und wissenschaftliches Zentrum weltweit von Bedeutung, von hier aus fanden Erfindungen und Innovationen im Bergbau den Weg in andere Bergbaugebiete auf der ganzen Welt. Es handelt sich zum Beispiel um Methoden zum Abpumpen von Grubenwasser und zur Aufbereitung von Erzen (insbesondere Silber, Zinn, Kobalt, Eisen und nicht zuletzt Uran). Hier wurden die ersten geologischen Karten erstellt und die ersten wichtigen Handbücher und Lehrbücher zum Bergbau- und Hüttenwesen veröffentlicht. Im Erzgebirge entstand im 16. Jahrhundert auch eine zentrale Bergverwaltung, die die Schaffung des Bergrechts unterstützte und gleichzeitig verschiedene Bergbauprojekte unterstützen konnte. Mit anderen Worten, die Bergverwaltung unterstützte mit ihrer Organisation das ganze wirtschaftliche und kulturelle Geschehen rund um den Bergbau.

 

Berbaukulturlandschaft Jáchymov (Sankt Joachimsthal)

Nur wenige Städte der Welt sind für die Entwicklung des Bergbaus und des Hüttenwesens so wichtig wie Jáchymov. Jáchymov, gegründet 1516, ist eine der weltweiten Wiegen der Wissenschaften rund um den Bergbau, des Hüttenwesens und der Mineralogie, deren Grundlagen hier im 16. Jahrhundert von Georgius Agricola gelegt wurden. Hier entstand die erste Bergbauschule der Welt (1716), in der noch heute funktionierenden Grube Svornost wurde im 19. Jahrhundert erstmals systematisch Uranerz gefördert. Aus den Erzen von Jáchymov wurden hier zum ersten Mal die radioaktiven Elemente Radium und Polonium isoliert (M. Curie-Sklodowská, 1898) und das erste Radonbad der Welt errichtet. Auch für die Entwicklung der Münzprägung ist Jáchymov von großer Bedeutung. Die Silbertaler, die in der lokalen Königlichen Münze geprägt wurden, hatten Einfluss auf die Entwicklung moderner europäischer Währungssysteme. Auch die wichtigste Weltwährung – der Dollar – verdankt ihren Namen dem Jáchymov-Tolar (Joachimstaler). Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung von Jáchymov im 16. Jahrhundert trug dazu bei, dass hier ein einzigartiges Ensemble der Architektur der Renaissance bis Spätgotik mit wertvoller künstlerischer Dekoration entstand. Als Denkmäler sind vor allem diese Bauten von Bedeutung: die Königliche Münze – heute ein Museum, das Rathaus, die Kirche St. Joachim, die Allerheiligenkirche und viele Patrizierhäuser im Stadtzentrum. Darüber hinaus präsentierte Jáchymov im Januar der Öffentlichkeit die Lateinische Bibliothek, deren Sammlung sich im Rathauskeller befindet. Die Ausstellung umfasst Hunderte alter Handschriften und Drucke aus verschiedenen Bereichen sowie eine Buchbinderei und ein Musikzimmer, das das größte Buch der Sammlung beherbergt – ein Liederbuch der Renaissance.

Auch in der weiteren Umgebung von Jáchymov sind unzählige Denkmäler aus der Zeit der Erzgewinnung und -verarbeitung erhalten geblieben, sowohl aus der Zeit des Silber- und Buntmetallbergbaus im 16. bis 19. Jahrhundert als auch aus der Zeit des Uranerzbergbaus im 20. Jahrhundert und vor allem nach dem zweiten Weltkrieg. Eines davon ist zum Beispiel der noch begehbare 260 Meter lange Stollen Nr. 1, der nicht nur an den Abbau von Mineralien im letzten Jahrhundert erinnert, sondern auch an das Leiden politischer Gefangener, die in diesem und ähnlichen Stollen zu harter Arbeit gezwungen wurden.

 

Die Bergbaulandschaft von Abertamy (Abertham) – Boží Dar (Gottesgab) – Horní Blatná (Bergstadt Platten)

Das Gebiet Abertamy – Boží Dar – Horní Blatná ist ein Beispiel für eine ausgedehnte Bergbaulandschaft mit außergewöhnlichen Zeugnissen, wie hier vom 16. bis zum 20. Jahrhundert Zinn-, Eisenerz und andere Erze abgebaut wurden. Vor allem die Erzreviere Horní Blatná und Hřebečná mit vielen ober- und unterirdischen Überresten belegen, wie man 400 Jahre lang aus steilen Greisengängen Zinn abbaute. Das bekannteste Zinnbergwerk im Erzgebirge ist sicherlich die Grube Mauritius (důl Mauritius), die sich oberhalb von Hřebečná befindet. Der Besucherstollen Kryštof führt die Besucher tief unter die Erde und stellt den begehbaren Untergrund vor. Auf einer Gesamtlänge von 200 m befinden sich 11 Stationen zum Thema Bergbau.

Eines der bemerkenswertesten Erzreviere Tschechiens ist das Skarnrevier Zlatý Kopec (ehemals Kaff) bei Boží Dar. Die größte Grube im Revier war der Johannesstolln (důl Johannes), der vom 16. Jahrhundert ohne nennenswerte Unterbrechungen bis in das 20. Jahrhundert in Betrieb war. Er ist ein außergewöhnlich gut erhaltener Komplex historischer Bergwerke, in dem Bergleute früher bemerkenswert große Abbaukammern herstellten, die man weltweit nur selten zu sehen bekommt. Der Johannesstolln ist in dieser Hinsicht absolut außergewöhnlich. Auch die einzigartigen Kammern, von denen die größte einen Grundriss von 60 x 20 m mit einer Höhe von 10 bis 12 m hat, kann jetzt von jedermann besichtigt werden.

Der fast dreizehn Kilometer lange Blatenský vodní příkop (Plattner Kunstgraben), der noch heute funktionsfähig und immer noch einen Besuch wert ist, ist ein einzigartiges technisches Bauwerk, das von der Reife der Wasserwirtschaft im 16. Jahrhundert zeugt. Der Bergbau hat auch gigantische Tagebaue und unterirdische Kammern hinterlassen, die anderswo auf der Welt ihresgleichen suchen; ein Beispiel hierzu ist unter anderem die Vlčí jáma (Wolfspinge) auf dem Blatenský vrch (Plattenberg).

 

Bergbaulandschaft Krupka (Graupen)

Eng mit dem Bergbau verbunden ist die Entstehung der mittelalterlichen Bergbaustadt Krupka in der Region Ústí nad Labem, die zusammen mit der umliegenden Bergbaulandschaft ein außergewöhnliches Zeugnis des Abbaus von Zinnerzvorkommen verschiedenster Art vom 13. bis zum 20. Jahrhundert überliefert. Als ältestes Zinnrevier im Erzgebirge hat Krupka die Entwicklung des Wissens über Zinnvorkommen und die Abbaumethoden der Zinnlagerstätten maßgeblich beeinflusst. Dieses Wissen wurde von den Bergleuten aus Krupka in andere Reviere im Erzgebirge und in ganz Mitteleuropa weitergetragen. Ein besonderes Augenmerk verdient das Bergbaurevier Steinknochen in Krupka mit einer außergewöhnlichen Konzentration spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bergbauwerke. Authentische Bergbaudenkmäler aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit sind auch in den Revieren Knötel und Komáří hůrka erhalten geblieben. Der wesentlich jüngere Stollen Starý Martin belegt die Bergbautechnik in der zweiten Hälfte des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Krupka aus dem 14. Jahrhundert. Auch die gotische Stadtkirche Mariä Himmelfahrt mit einem angrenzenden Bergwerk-Glockenturm sowie weitere Bauwerke sind von hoher künstlerischer Bedeutung, sie sind auch als Denkmäler von einem hohen Wert. Das Bergbaumuseum widmet sich dem Bergbau in der Umgebung.

 

Bergbaulandschaft auf dem vrch Mědník (Kupferberg)

Der Kupferberg ist eine authentische Bergbaulandschaft, die verschiedene Technologien des Eisen- und Kupferabbaus – zum Teil auch des Silberabbaus – aus hartem Skarn-Gestein über einen Zeitraum von mehr als 400 Jahren (vom 15. bis zum 19. Jahrhundert) dokumentiert. Aufgrund der exponierten Höhenlage und der guten Zugänglichkeit ist der Kupferberg ein einzigartiger „Lernort“, an dem die verschiedenen historischen Schritte der Lagerstättenerschließung abgebildet werden, von stufenförmigen Übertageabbauen, über Stolln und Schächte bis hin zu untertägigen Grubenbauen. Der Berg umfasst mehr als 80 Schächte und Stolln, von denen heute zahlreiche verbrochene Mundlöcher und Halden erhalten sind. Um 1520 wurde am Fuße des Mědník die Bergbaustadt Měděnec als Zentrum des hiesigen Bergbaus gegründet. Heute ist ein Teil des Untergrunds des Mědník durch den Mariahilf-Stolln gut zugänglich, der den manuellen Vortrieb und die Erweiterung der unterirdischen Räume durch die Methode des Feuersetzens gut belegt. Zum Schluss können Sie das Wahrzeichen des Mědník und seiner Umgebung besichtigen, die barocke Kapelle der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria (kaple Neposkvrněného početí Panny Marie), sie wurde in Form einer Rotunde erbaut.

 

Der Rote Turm des Todes in Ostrov

Der Rote Turm des Todes war ursprünglich die zentrale Aufbereitungsund Sortieranlage für Uranreviere der ehemaligen Tschechoslowakei. Sie erinnert an die Zeit des massiven Uranabbaus in den 1950er Jahren. Dieses nationale Kulturdenkmal ist ein Symbol für das Leid der politischen Gefangenen, die damals unter unmenschlichen Bedingungen in Zwangsarbeitslagern in Jáchymov inhaftiert waren. Von der gesamten Anlage aus den Jahren 1950/1951 ist nur ein siebengeschossiger Turm aus unverputztem Ziegelmauerwerk erhalten geblieben, an den sich ein eingeschossiges Versandlager mit stählerner Verladerampe anschließt. Der Ort war Teil des 1951 errichteten Arbeitslagers Vykmanov II, in dem 300 politische Häftlinge inhaftiert wurden. Der Rote Turm des Todes war einer der gefährlichsten Arbeitsplätze in der Region Jáchymov, da alle, die dort ohne Schutzausrüstung und Arbeitskleidung arbeiteten, in direktem Kontakt mit radioaktivem Material standen und radioaktiven Staub einatmeten. Sie können den Turm jeden Samstag besichtigen. Die Stadt Ostrov selbst hat auch viel zu bieten. Machen Sie einen Abstecher, zumal Sie direkt in der Nähe sind.

Foto: http://montanregion.cz

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