Die Stadt Ostrov (Schlackenwerth) liegt im unteren Erzgebirge unweit von Karlsbad entfernt. Diese Stadt hat wie keine andere so viele historische Umbrüche erlebt – was sie noch heute so einzigartig macht. An einem Ort findet man hier Denkmäler aus Zeit des Barocks, der Gotik und Renaissance unweit der Wohnviertel, die vom sozialistischen Realismus geprägt wurden. Fans von Architektur, Geschichte und Natur kommen hier auf ihre Kosten, hier gibt es für alle Familienmitglieder etwas zu entdecken. 

Schloss Ostrov und das achte Weltwunder

Das Wahrzeichen der Stadt Ostrov ist das rekonstruierte gleichnamige Schloss. Das Areal besteht aus mehreren Gebäuden, an der Westseite fügt sich ein elf Hektar großer Park mit dem Lustschloss an. Der Schlosspark von Ostrov galt im 17. Jahrhundert als achtes Weltwunder. Zu seiner Blütezeit befanden sich im Park viele Springbrunnen, Wasserflächen und andere amüsante Elemente. Der Adel konnte zum Beispiel Bootsfahrten genießen. Beliebt waren auch das Labyrinth oder eine Bowlingbahn. Es gab auch eine Orangerie, eine Menagerie oder Käfige mit exotischen Vögeln. Obwohl der Park sein ursprüngliches Aussehen nicht behielt, da die Unterhaltung sehr teuer war, verzaubert er seine Besucher noch heute. Ein Teil davon ist ein englischer Park. Rund um das Lustschloss, auch Prinzessinnenpalast genannt, erstreckt sich wieder ein französischer Garten. Ein Lehrpfad namens Schloss-Stationen führt Sie durch den Park. Sie können den Infotafeln viel Wissenswertes über die Geschichte des Parks entnehmen.

Das Schloss selbst diente früher als Stammsitz der Familie Schlick, heute residiert hier das Rathaus. Das Gebäude bietet jedoch mehr – der glasüberdachte Lichthof des Schlosses ist durch die Verknüpfung historischer und modernen Architektur wie geschaffen für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen. Sehr attraktiv ist auch das Heimatmuseum, das in drei Teile unterteilt ist. Die Ausstellung in der Sala Terrena präsentiert die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge und veranschaulicht den Alltag der Bergleute, die Ausstellung im Dachgeschoss informiert über die Familie Schlick, die Münzstätten und das erzgebirgische Handwerk, der dritte Teil im Informationszentrum konzentriert sich auf die Zwangsarbeitslager in der Region Jáchymov. 

Zum Schloss gehört auch der rekonstruierte Prinzenpalast, der heute die Stadtbibliothek Ostrov beherbergt. Im schönen Barockgebäude können Sie seltene Fresken besichtigen, einen Blick in die historische Chronik werfen, die Orangerie ist frei zugänglich. Sie brauchen keinen Leserausweis, um einer der schönsten tschechischen Bibliotheken einen Besuch abzustatten.

Wenn Sie den Spaziergang durch den historischen Kern der Stadt Ostrov etwas besonders gestalten möchten, dann laden Sie die neu erstellte App Živé hory (Wiederbelebtes Erzgebirge) auf Ihr Smartphone herunter. Diese App hilft dem Nutzer mittels der Augmented Reality (AR) Technologie oder einer 360°-Videosphäre durch Dutzende interaktive Visualisierungen, verschwundene Orte im Sudetenland wiederzubeleben. Während der Tour können Sie nicht nur die im wahrsten Sinne des Worte wesentlichen Geschichten ansehen, die nicht nur mit der Stadt Ostrov, sondern auch mit dem gesamten Erzgebirges verbunden sind. 

Klosterareal

Das Klosterareal in Ostrov, auch Heiliger Bezirk genannt, liegt am westlichen Rand des historischen Zentrums von Ostrov, in der Nachbarschaft zum berühmten Schlosspark. Wer barocke Architektur liebt, der sollte sich einen Besuch nicht entgehen lassen, bietet er doch auf relativ kleiner Fläche eine Vielzahl historisch bedeutender Barockbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das ursprüngliche Piaristenkloster ist heute ein Wohngebäude. Aber die angrenzende Verkündigungskirche mit den Kapellen St. Anna, St. Florian und Maria Einsiedeln können jedoch besichtigt werden. In der Klosterkirche befindet sich die ständige Ausstellung „Kirchenkunst des westlichen Erzgebirges“ sowie die Begleitausstellung „Zerstörte Kirchen in der Region Karlsbad“.

Ekocentrum/Ökozentrum

Besonders Familien mit Kindern freuen sich über einen Ausflug ins Ekocentrum der Stadt Ostrov, es ist ein kleines Paradies mit mehr als hundert Tierarten in der wunderschönen Umgebung des Klostergartens mit entspannendem Ruhebereich. Hier finden Sie Aquarienfische, kleine Nagetiere, Reptilien, Spinnen, Exoten- und Raubvögel, kleine Raubtiere, Schafe und Geflügel. Am Nachmittag können Sie die Innenbereiche und Außenkoppeln besichtigen und nach Absprache unter Fachaufsicht einige der Tiere streicheln, auf den Arm nehmen oder füttern. Zum Areal gehört auch ein Relax-Garten mit einem kleinen See und Sitzgelegenheiten, einem Spielplatz und einem bemerkenswerten Barfuß-Pfad.

Ausstellung von seltenem Porzellan

Nordwestböhmen rühmt sich eines Produktes, das Tschechien weltberühmt gemacht hat. Die Rede ist vom Porzellan und die Stadt Ostrov ist zurecht stolz auf die Tradition der Porzellanherstellung. Im Lichthof des Schlosses und im Lustschloss befinden sich zwei Ausstellungen mit Porzellan aus Ostrov, die Bestandteil des internationalen Projekts „Porzellanstraße/Cesta porcelánu“ sind. Die Porzellanstraße führt durch mehr als 20 Orte in Westböhmen und Bayern und zeichnet die wichtige Geschichte der Porzellanfabriken, die im 19. und 20. Jahrhundert weltweite Bedeutung erlangten, nach. Zu sehen ist nicht nur die Ausstellung der Produktion der Porzellanfabrik aus Ostrov namens Pfeifer und Löwenstein, früher und heute ein Inbegriff von Qualität, sondern auch die Produktion anderer Porzellanfabriken und Beispiele der Weltproduktion. Nun können Sie auch die exklusive Porzellanmarke aus Ostrov namens Puls besichtigen, deren Produktion kurz nach dem Zweiten Weltkrieg endete und nie wieder aufgenommen wurde. In den 1990er Jahren begann die Stadt Ostrov das für Ostrov typische Porzellan zu sammeln, die so entstandene Sammlung umfasst derzeit 700 Objekte. Die bekanntesten Stücke können als Nachbildung erworben werden.

Rudá věž smrti 

Auch Geschichtsliebhaber kommen in Ostrov auf ihre Kosten. Es reicht, wenn Sie ein lokales Denkmal besuchen, das in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde und einen schrecklichen Namen trägt.  Der Rote Turm des Todes war ursprünglich die zentrale Aufbereitungs- und Sortieranlage für die Uranreviere der ehemaligen Tschechoslowakei. Sie erinnert an die Zeit des massiven Uranabbaus in den 1950er Jahren. Dieses nationale Kulturdenkmal ist ein Symbol für das Leid der politischen Gefangenen, die damals unter unmenschlichen Bedingungen in Zwangsarbeitslagern in Jáchymov inhaftiert waren. Von der gesamten Anlage aus den Jahren 1950/1951 ist nur ein siebengeschossiger Turm aus unverputztem Ziegelmauerwerk erhalten geblieben, an den sich ein eingeschossiges Versandlager mit stählerner Verladerampe anschließt. Der Ort war Teil des 1951 errichteten Arbeitslagers Vykmanov II, in dem 300 politische Häftlinge inhaftiert wurden. Der Rote Turm des Todes war einer der gefährlichsten Arbeitsplätze in der Region Jáchymov, da alle, die dort ohne Schutzausrüstung und Arbeitskleidung arbeiteten, in direktem Kontakt mit radioaktivem Material standen und radioaktiven Staub einatmeten. Die aktuellen Öffnungszeiten des Turms sollte man am besten auf der Webseite nachlesen.