Text: Marc Di Duca
Das Beste vom Erzgebirge – von Jáchymov nach Boží Dar (19 km)
Jáchymov, das über die von Karlovy Vary kommende Straße lediglich 30 Minuten entfernt ist, ist eine der attraktivsten und faszinierendsten Städte der Karlsbader Region mit vielen interessanten Fakten (unter anderem gab sie der Welt das Wort Dollar). Heben wir uns jedoch die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten für das nächste Mal auf, denn wir wollen uns auf die vielen Wanderwege begeben, mit denen diese Gebiet gesegnet ist. Vom Zentrum aus steigt die gelb markierte Route durch die dichten Wälder steil bis über die Stadt an und bietet Ausblicke in das weite Tal, in welchem Jáchymov (St. Joachimsthal) liegt. Bald darauf gelangen Sie auf den Berg Hadí hora, was Schlangenberg bedeutet. Dort haben wir jedoch nie ein Reptil gesehen. Von diesem steinigen Feld auf dem Gipfel eröffnen sich weitreichende Ausblicke auf den Klínovec (Keilberg), den höchsten Gipfel des Erzgebirges, und gegen Süden bis zu den bewaldeten Höhen in der Umgebung von Karlovy Vary. Immer noch der gelben Markierung des Klubs tschechischer Touristen folgend ist die nächste Station Boží Dar (Gottesgab), das beliebteste Gebirgsurlaubszentrum im Westen des Landes mit dem umfangreichsten Angebot in puncto Unterkunft und Gastronomie. In Richtung Westen schließen wir uns auf den Knüppelsteigen dem Lehrpfad Gottesgaber Hochmoor (Božídarské rašeliniště) an, einen Ort, der an die schottischen Highlands erinnert und die Heimat äußerst vieler seltener Pflanzen ist. Die Kombination der roten, gelben und blauen Pfade bringt Sie zurück nach Jáchymov, und zwar über die Gruben Eduard und Rovnost (Gleichheit) sowie den Stollen Nr. 1. durch die Montanregion, die auf der Liste des Welterbes der UNESCO steht. Unterwegs kommen Sie am Schlick-Turm vorbei, der hoch über der Stadt emporragt.
Zum westlichsten Punkt der Tschechischen Republik (25 km)
Aš ist eine blühende Stadt und zugleich eine wunderbare Basis für Outdoor-Aktivitäten. Die westlichste größere Stadt im Lande ist ein guter Ausgangspunkt für Wandertouren zum westlichsten Punkt Tschechiens, der 9,3 km nordwestlich gelegen ist. Und ein großartiger Auftakt ist die Wahl der blauen Markierung des Klubs tschechischer Touristen, die am Stadtmuseum beginnt und bis zum Aussichtsturm Háj ansteigt, welcher offensichtlich der reizvollste Aussichtsturm in der Region mit faszinierenden Ausblicken nach Deutschland ist. Von Háj sind es 3,6 km durch die dichten Grenzwälder bis nach Podhradí mit einer malerischen Burgruine. Von Podhradí aus wählen Sie die grüne, dann die rote und wieder die grüne Markierung – der letzte Abschnitt durch die ebene Landschaft der Wälder und Weiden stellt den letzten (oder einleitenden) Abschnitt des nördlichen Teils des Wanderweges durch Tschechien, der neuen Fernroute, dar, die im westlichsten Punkt des Landes ihren Anfang nimmt und in den 1058 km entfernten Beskiden endet. Bald darauf gelangen Sie ans Ziel, wo Sie sich bei weiterer Fortsetzung des Weges in Deutschland wiederfinden. Direkt an der Grenze befindet sich ein grundlegender Notübernachtungsplatz, wo Sie Ihr Nachtlager aufschlagen können, sofern Sie Ihre Ausrüstung anbei haben. Oder kehren Sie nach Aš zurück.
Rundwanderung Kladská – Berg Lesný (15 km)
Die Siedlung Kladská, ein schöner Ort nördlich der eleganten Kurstadt Mariánské Lázně (Marienbad), ist zumindest ungewöhnlich. Die hiesige Architektur erinnert eher an die Alpen als an das nordwestliche Böhmen. Schöne Tiroler Bergbauden aus Holz, die vor mehr als hundert Jahren ein hiesiger Adliger mit Heimweh im Herzen hinterließ. Nachdem Sie den Knüppelsteig entlang eines herrlichen, idyllischen Sees absolviert und sich im mit Jagdtrophäen ausgestalteten Restaurant U Tetřeva (Zum Auerhahn) erfrischt haben, führt Sie die rote Markierung des Klubs der tschechischen Touristen hinab in das bezaubernde Städtchen Lázně Kynžvart (Bad Königswart), ein Kinderkurort mit der landesweit saubersten Luft. Vom Marktplatz führt die gelbe Markierung steil hinauf auf den Schlossberg, wo sich die bemerkenswerte Ruine der hiesigen Burg befindet. Der gleiche Wanderweg bringt die Touristen bis unmittelbar unter den Gipfel des Berges Lesný, der mit seinen 983 m der höchste Gipfel des Kaiserwaldes (Slavkovský les) ist Vom Berg Vysoké Sedlo begeben Sie sich auf dem Radweg 2254 durch dichte Kiefernwälder zurück zur nach Kladská führenden Straße.
Auf den besten Aussichtsturm im Erzgebirge – von Pernink auf den Pajndl (Peindelberg) (10 km)
Hoch im Erzgebirge befindet sich das Städtchen Pernink (Bärringen), welches eine wunderbare Basis für Skifahrer und im Sommer für Wanderer und Radfahrer ist. Begeben Sie sich auf die Straße südlich der Stadt und finden Sie den rot markierten Pfad des Klubs der tschechischen Touristen in die tiefen Hochgebirgswälder, die mit seltsamen Felsengebilden übersät sind. Dieser rot markierte Pfad geht später in den blauen und dann in den gelben über, indem er die Touristen schließlich auf den Berg Tisovský vrch mit dem steinernen Aussichtsturm Pajndl bringt. Die Ausblicke vom Gipfel aus sind einfach atemberaubend, zu Ihren Füßen liegen eine Million Bäume. Besonders eindrucksvoll sind sie im Schnee. Vom Pajndl ist es lediglich ein kurzer Abstieg in das Dorf Nové Hamry, wo Sie ein Lebensmittelgeschäft und ein Restaurant finden. Von hier führt die gelbe Markierung 5 km zurück nach Pernink – gleich am Ortseingang des Städtchens beachten Sie die Eisenbahnstation, die mit 902 m ü. M. die zweithöchstgelegene im Landes ist.
Aufstiege, Ausblicke und Burgen – von Stráž nad Ohří auf die Burg Horní hrad (Hauenstein) (16 km)
Diese Rundwanderung ganz im Osten der Region beginnt (und endet) im hübschen Städtchen Stráž nad Ohří, das sich entlang des Tal des Flusses Ohře (Eger) erstreckt. Gerade an der einzigen Brücke über den wichtigsten Wasserstrom der Region nimmt dieser Ausflug seinen Anfang und steigt auf der grünen Markierung des Klubs der tschechischen Touristen durch eine von der Landwirtschaft geprägte Landschaft bis zur ersten Station bei der Ruine der Burg Himlštejn an, die sich in mehr als 300 Höhenmetern oberhalb der Gemeinde unter ihr befindet. Es bleibt anzumerken, dass sich von der Burg aus herrliche Ausblicke in das Tal eröffnen. Von Himlštejn sind es weitere 4 km Anstieg durch einen Buchenwald und über Ackerboden bis zur Straße an der hochgelegenen Gemeinde Srní (780 m), von wo sich weitere dramatische Ausblicke bieten. Es handelt sich um den höchsten Punkt der Trasse, der weitere Abschnitt ist absteigend und führt über Bergwege und -pfade in das Dorf Osvinov, wo Sie das Infozentrum des Schutzprojektes Zamenis besuchen können. Diese Organisation ist bestrebt, die hiesige Population der im Gebiet lebenden Äskulapnattern zu schützen. Von hier führen ruhigere Straßen und Wege hinab zur Burg Hauenstein (Horní Hrad), einem umfangreichen Burgkomplex aus dem 13. Jahrhundert, der zu einem Besuch einlädt. Von hier sind es 4 km auf blauer Markierung durch den Wald zurück zur Brücke in Stráž nad Ohří.
Die faszinierendste Ausblicke in der Region – von Andělská Hora nach Kyselka (12 km)
An den Start dieser linearen Route muss man mit dem Bus in die Gemeinde Andělská Hora fahren, die 10 km östlich von Karlovy Vary an der Ausfallstraße nach Prag liegt. In der Gemeinde befindet sich eine Burgruine auf einem Felsausläufer, die herrliche Ausblicke in die umliegende Landschaft bietet. Von hier aus windet sich die gelbe Markierung und schlängelt sich durch den Mischwald zum Schömitzstein (Šemnická skála) an der Abzweigung von der Haupttrasse. Dieser Ausläufer ragt bis in eine Höhe von 645 m ü. M, 100-200 m über sämtlichem Boden unter ihm, was überraschend eindrucksvolle Ausblicke bietet. Auf dem Schömitzstein (Šemnická skála) wechseln die Touristen auf die rote Markierung, die bald darauf in das Tal der Eger abfällt. Beim Zeichen Bučina Aussichtsturm – Abzweig steht auf dem Gipfel eines hohen Felsens eine kleine Kapelle, die vielleicht sogar die besten Ausblicke in das Tal der Eger bietet, welche insbesondere in der Dämmerung unvergesslich sind. Hier erwartet Sie ein relativ schwieriger, 200 m langer Aufstieg zum Aussichtsturm Bučina, der für viele der beste in der Region ist, mit unglaublichen Ausblicken auf die Mischwälder ringsum. Vom Aussichtsturm führen verschiedene markierte und auch nicht gekennzeichnete Pfade in das geheimnisvoll schöne Kyselka, in ein praktisch verlassenes Kurstädtchen hinab. Hier befindet sich Mattoni, das sich immer größerer Beliebtheit erfreuende Mineralwasser in der Tschechischen Republik. Von Kyselka fahren Busse zurück nach Karlovy Vary.
Marc Di Duca, geboren in Großbritannien, ist bereits zwei Jahrzehnte Autor der touristischen Reiseführer Lonely Planet. Während seiner Karriere widmete er sich unterschiedlichsten Zielorten wie unter anderem Sibirien und die Karibik. Als seine Heimat erachtet er jedoch die Karlsbader Region, wohin er vor sieben Jahren in ein kleines Dorf unweit von Marienbad übersiedelte. Am liebsten wandert er auf den Pfaden des Kaiserwaldes (Slavkovský les), des Erzgebirges und des Böhmerwaldes. Marc ist Autor des Reiseführers Lonely Planet Prague & Czechia.